Vor 15 Jahren sah mein Autopilot von Montag bis Samstag folgendermaßen aus:
Das war mein Alltag als Elektroniker Azubi.
Fast vier Jahre lang.
Mein Fenster zur „Außenwelt“ öffnete sich täglich 2-3 mal:
Durch dieses Fenster sah ich andere Menschen:
Ich sah zahlreiche Möglichkeiten.
Möglichkeiten außerhalb meiner Möglichkeiten.
Wann immer ich durch dieses „Fenster zur Außenwelt“ schaute, fragte ich mich:
Was zur Hölle machen diese Menschen den ganzen Tag – und wie verdienen sie ihr Geld?
In dieser Frage steckte weit mehr, als die Fragestellung an sich.
Heute weiß ich:
All diese Gefühle loderten auf, weil ich keinen blassen Schimmer hatte.
Ich wusste nicht, was möglich ist.
Warum?
Naja, mein Selbstbild war fix:
Ich bin jetzt Handwerker. Ich arbeite hart. Ich verdiene mein Geld mit ehrlicher Arbeit. 350 Euro pro Monat. Montag bis Samstag. Und da draußen gibt es Leute, die um 9 Uhr morgens in der Sonne ihren Kaffee schlürfen. Was zur Hölle? Sucht euch einen normalen Job. Eine ehrenwerte Arbeit. Wie ganz normale Leute.
So sahen die neidischen Gedanken des 16-jährigen Elektroniker-Janniks aus.
Was genau passierte in diesem Moment?
Ich stand in meinem mentalen Atelier und habe ein Selbstbild gemalt.
Der Name?
Nennen wir ihn „Jannik-2008“.
Squeeze all the potential you’ve got into reality. Every. Last. Drop. – Alex Hormozi
Du und ich.
Wir beide haben ein glasklares Bild vor Augen.
Ein Bild von uns selbst.
Dieses Bild haben wir gemalt.
Und dieses Bild steht in unserem mentalen Atelier.
Eingerahmt.
Mit Jahreszahl und Signatur.
Und weißt du was?
Dieses Bild entfaltet einen massiven Einfluss.
Denn unser Selbstbild definiert, wie wir die Realität wahrnehmen.
Erinnerst du dich an mein „Fenster zur Außenwelt“?
Durch dieses Fenster blickte ich mit Neid und Unzufriedenheit auf die Realität – weil ich Menschen sah, die ein Leben außerhalb meiner Möglichkeiten führten.
Was der unreflektierte Jannik-2008 damals nicht wusste:
Unser mentales Atelier bietet extrem viel Raum.
Raum für zahlreiche Selbstbilder.
Aber wie genau malen wir jetzt ein neues Selbstbild?
Und wie stellen wir sicher, dass unsere Hand beim Malen nicht von anderen Menschen geführt wird?
Let’s dive in.
Don't fight your demons. Your demons are here to teach you lessons. Sit down with your demons and have a drink and a chat and learn their names and talk about the burns on their fingers and scratches on their ankles. Some of them are very nice. – Charles Bukowski
Facettenreiche Fragen sind wichtiger als Antworten.
Denn Antworten sind easy – gerade dann, wenn sie von einem voreingenommenen Verstand kommen.
Um neue Selbstbilder zu erschaffen und ungeahnte Möglichkeiten zu erforschen, müssen wir fundamentale Fragen stellen.
Die Sokratische Fragemethode ist ein großartiges Tool, um unser kritisches Denken anzuregen und unbewusste Annahmen zu hinterfragen.
Sie zielt auf unsere Logik und Argumentation ab.
Die grundlegende Struktur:
Alright.
Du kennst jetzt die grobe Struktur.
Um diese Fragemethoden direkt anzuwenden, werfen wir einen Blick in mein mentales Atelier.
Wir schauen uns gemeinsam mein gefestigtes Selbstbildnis an.
Du erinnerst dich?
Jannik-2008.
J-08: „Ich bin jetzt Handwerker. Ich arbeite hart. Ich verdiene mein Geld mit ehrlicher Arbeit. 350 Euro pro Monat. Montag bis Samstag. Und da draußen gibt es Leute, die um 9 Uhr morgens in der Sonne ihren Kaffee schlürfen. Was zur Hölle? Sucht euch einen normalen Job. Eine ehrenwerte Arbeit. Wie ganz normale Leute.“
Um die Annahmen aus diesen Gedanken zu untersuchen, starten wir im ersten Schritt mit einer offenen Frage.
Zum Beispiel mit dieser hier:
J-23: „Wo genau liegt hier das Problem?“
So stellen wir direkt zu Beginn sicher, dass wir uns um das wahre Problem kümmern:
J-08: „Ich bin hart am ackern und da draußen gibt es Leute, die um 9 Uhr morgens in der Sonne ihren Kaffee schlürfen. Das ist unfair.“
Im zweiten Schritt geht es um anspruchsvolle Annahmen:
J-23: „Alright, wie sieht hier deine Annahme aus?“
Eine emotionale Antwort könnte so aussehen:
J-08: „Das sind alles Leute, die Glück hatten und nicht hart arbeiten müssen.“
Hier bietet sich eine kritische Rückfrage an:
J-23: „Wo genau kommt diese Annahme her? Wie kommst du darauf, dass all diese Leute so viel Glück hatten?“
Durch diese Denkweise hinterfragen wir aktiv unsere Grundannahmen:
J-08: „Naja, in meinem Umfeld gibt es nur Menschen, die hart arbeiten. Keiner von denen kann um 9 Uhr morgens Kaffee schlürfend die Sonne genießen. Wir haben ehrenwerte Jobs und sind ganz normale Leute. Das muss also Glück sein.“
Im nächsten Schritt könnten wir diese Annahme weiter kritisch Beleuchten, um neue Perspektiven zu erforschen:
J-23: „Aus wie vielen Menschen besteht dein Umfeld? Was machen diese Menschen jeden Tag? Warum denkst du, dass es keine anderen Lebensentwürfe gibt? Woher kommt diese Art zu denken? Was ist normal für dich? Wie definierst du einen ehrenwerten Job? Woran würdest du erkennen, dass dein Blick auf die Außenwelt verzerrt ist?“
Um wirklich neue Perspektiven zu schaffen, müssen wir unbequeme Fragen stellen. Wir müssen unser gemaltes Bild kritisch hinterfragen.
Auch hier müssen wir mit einer emotionalen Abwehrhaltung rechnen.
Schließlich wollen wir unser Selbstbild verteidigen, oder?
Eine klassische Reaktion von Jannik-2008 wäre:
J-08: „So ist die Welt eben. Manche Menschen haben Glück und manche müssen hart arbeiten. Das war schon immer so.“
An diesem Punkt müssen wir erneut elegant reingrätschen – indem wir Beweise fordern und fatale Folgen aufzeigen:
J-23: „Liefer mir stichhaltige Beweise, dass deine Annahmen stimmen. Gibt es Daten, die nicht auf deinen Erfahrungen basieren? Was wäre, wenn du falsch liegst? Was wäre, wenn auch du um 9 Uhr morgens deinen Kaffee in der Sonne genießen könntest – sogar am Strand auf Bali? Was wäre, wenn du mit deinem Laptop im Café sitzen und einen Newsletter für über 300 Menschen verfassen könntest? Was wäre, wenn du diese Möglichkeiten gerade stur ignorierst und zur Unmöglichkeit verdammst? Was kostet dich diese Ignoranz?“
Spätestens nach diesem Hagel an kritischen Fragen kocht Jannik-2008 vor Wut.
Die ganz normale Reaktion?
J-08: „Du lebst in einer Traumwelt.“
J-23: „Lass uns das mal herausfinden. Was hält dich davon ab, die glücklichen Leute im Café einfach mal zu fragen, was die da so machen? Was hält dich davon ab, neue Gegenbeweise zu sammeln? Gegenbeweise, die deine Annahmen infrage stellen? Warum zoomst du nicht mal raus?“
Indem wir den Zoom betätigen, geben wir der „Traumwelt“ eine Chance.
Wir öffnen ein paar mehr Fenster zur „Außenwelt“.
Diese kritische Denkweise tut weh.
Denn sie ist radikal.
Weil sie uns dazu zwingt, …
Aber nur durch radikale Reflexion hinterfragen wir festgefahrene Denkmuster.
Nur durch radikale Reflexion erkennen wir die unsichtbaren Hände, die unser Selbstbild für uns gemalt haben.
Nur durch radikale Reflexion erkennen wir neue Möglichkeiten, Lebensentwürfe und Chancen.
Radikale Reflexion dient als Schlüssel für einen offenen Verstand.
Und ein offener Verstand dient als Motor für positive Veränderungen.
Also?
Führe kritische Gespräche mit dir selbst und keep exploring.
Peace.
Als Wirtschaftspsychologe (MSc) teile ich mein Wissen aus 15+ Jahren Personal Development. Check den Mind Mastery Letter: