Warum dein Ego dein größter Erzfeind ist

Self Mastery
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September 21, 2024
·
von Jannik Voß

In 5 Minuten weißt du ganz genau, …

  • … warum dein Ego dein ewiger Erzfeind ist,
  • … wie dein Ego Emotionen als Waffe nutzt und
  • … wie du dich dank 5 Fragen endlich von deinem Ego löst.

Warum dein Ego dein größter Erzfeind ist

1.000 Menschen tanzen.

Schweißgeruch mischt sich mit der süßlich-beißenden Note der Nebelmaschine.

Melodische Töne dröhnen aus dem Soundsystem und fluten um Mitternacht die Tanzfläche.

Ich betrete die Bühne und lasse meinen Blick durch die Masse betrunkener Menschen schweifen.

Mein Herz klopft. Weil ich verdammt aufgeregt bin. Und weil ich schon an meinem siebten Energy Drink nippe.

  • Ich weiß, dass ich gleich dran bin.
  • Ich weiß, dass ich gleich performen muss.
  • Ich weiß, dass gleich ungefähr 2.000 Ohren meinen Übergang hören.

In dieser Nacht im Frühjahr 2014 spiele ich den größten Gig meiner 3-jährigen DJ Karriere.

Mein DJ Kollege dreht sich um und mustert mich von oben bis unten, bevor er seine Hand auf meine Schulter legt und mir ins Ohr schreit:

Genieß es.

Das ist mein Zeichen.

Ich stecke den USB Stick in den Pioneer CDJ-2000 und wähle meinen ersten Track aus:

Knee Deep in Louise von Hot Since 82

Dann passiert das, wovor jeder DJ Angst hat.

Der Beat des einen Tracks legt sich nicht perfekt über den Beat des anderen.

Ich justiere den Pitch am CDJ, um meinen Fehler zu beheben. Aber vor lauter Aufregung mache ich es noch schlimmer. Der Übergang ist ein Desaster. Mir läuft ein kalter Schauer über den Rücken. Es fühlt sich so an, als würden mich 2.000 Augen verurteilend anstarren. Vereinzelt höre ich Buh-Rufe aus der besoffenen Crowd.

Nach den längsten 5 Sekunden meines Lebens schaffe ich es endlich. Die Tracks laufen synchron und ich kann mich auf mein 2-stündiges Set konzentrieren.

Genießen kann ich meine Zeit aber nicht. Denn der Gig verläuft alles andere als gut.

Um 3:30 Uhr setze ich mich frustriert ins Auto und fahre nach Hause.

Meine Gedanken am nächsten Morgen:

  • „Ich brauche niemanden.“
  • „Ich bin besser als andere.“
  • „Ich habe das gar nicht nötig.“
  • „Ich kannte das Equipment nicht.“
  • „Ich weiß schon alles und muss mich nicht verbessern.“

Darf ich vorstellen?

Mein aufgeblasenes Dorf-Disco-Fame-Ego. Baujahr 2014.

  • Damals wusste ich nicht, dass mein Ego mir diese destruktiven Gedanken zuflüsterte.
  • Damals hatte ich keinen blassen Schimmer, dass mein Ego meine DJ-Identität um jeden Preis schützen wollte.
  • Damals verdrängte ich erfolgreich, dass ich an diesem Abend viele Übergänge völlig verhauen und damit auch die Stimmung im Club gekillt habe.

Ich verdrängte, dass ich meine Musik überhaupt nicht an den Geschmack der Gäste angepasst habe.

Und ich verdrängte, dass ich an diesem Abend einfach kein guter DJ war.

Aber hey:

Ich nahm die Hilfe meines Egos dankend an. Weil das super einfach war. Schließlich musste ich mich nicht mit meiner Inkompetenz auseinandersetzen und meine Fehler sorgfältig unter die Lupe nehmen.

Ich schob die Schuld einfach auf äußere Umstände und andere Menschen. Easy.

Mein Ego half mir dabei, negative Gefühle zu verdrängen und den Scham vor sozialer Ablehnung auszublenden (zum Beispiel die Buh-Rufe).

Diese Verdrängungsstrategie funktionierte eine Zeit lang ganz gut. Bis sich durch mein Ego irgendwann eine gewisse Arroganz in immer mehr Lebensbereiche einschlich. In diesem Moment realisierte ich, dass ich meinen Kurs unbedingt verändern muss.

Mein Learning:

Sobald mein Ego die Show schmeißt, macht der Fortschritt Pause.

Aber was machen wir jetzt aus dieser Erkenntnis?

Was machen wir, …

  • … wenn das Ego nicht aufhört, die Show zu schmeißen?
  • … wenn das Ego zwar eine wohlwollende Schutzmauer aufbaut – aber auf eine sehr merkwürdige Art und Weise?
  • … wenn das Ego ein kleiner Weirdo ist, der sich Anerkennung mehr wünscht, als alles andere?

Dann müssen wir bewusst umdenken.

Wenn wir unser Ego kontrollieren wollen, müssen wir unser Bedürfnis nach Anerkennung neu bewerten. Wir müssen unsere 6 psychologischen Bedürfnisse bewusst anordnen und immer wieder einen Reality Check machen.

Meine (unbewusste) Bedürfnis-Hierarchie sah 2014 so aus:

  1. Anerkennung
  2. Abwechslung
  3. Liebe
  4. Sicherheit
  5. Wachstum
  6. Einfluss

Schau dir diese Liste jetzt mal in Ruhe an.

Wo liegt deine Priorität?

(Sei radikal ehrlich.)

Ein kleiner Hack:

Anerkennung und Einfluss sind sich sehr ähnlich.

Es gibt aber einen riesigen Unterschied:

  • Wenn du ausschließlich nach Anerkennung strebst, suchst du deine Bestätigung im Außen. Du möchtest andere beeindrucken („Schau mich an.“).
  • Wenn du nach Einfluss strebst, holst du dir die Bestätigung im Innen. Du entwickelst dich weiter und hilfst anderen bei ihrer Entwicklung („Schau dir das mal an.“).

Erkennst du den Unterschied?

Sobald du dein Bedürfnis nach Anerkennung auf die 1 setzt, raubst du dir automatisch die Chance auf gesundes Wachstum und überlässt deinem Ego die Kontrolle über dein tägliches Verhalten.

You’re not as good as you think. You don’t have it all figured out. Stay focused. Do better. – Ryan Holiday

Warum ist das Ego so schädlich für deine 4.000 Wochen?

  1. Dein Ego ist der Erzfeind von Erfolg: Dein Ego hindert dich daran, zu lernen, zu wachsen und außerordentliche Leistungen zu erbringen. Es treibt dich immer wieder zurück in die Komfortzone und verleitet dich dazu, Kritik oder Ratschläge abzulehnen. Du vermeidest Fehler um jeden Preis.
  2. Dein Ego macht dich neidisch: Neid ist eine negative Form der Anerkennung und lässt sich häufig auf ein gekränktes Selbstwertgefühl zurückführen. Wenn Neid zur Norm wird, ist lebenslanges Lernen so gut wie unmöglich. Denn wie willst du im Neider-Modus von Menschen lernen, die bereits dort sind, wo du zukünftig mal sein möchtest?
  3. Dein Ego zerstört Demut: Mit einer gesunden Portion Bescheidenheit öffnest du deinen Verstand. Du bist bereit für neues Wissen und neue Erfahrungen. Und du blickst viel dankbarer auf deine astronomischen Chancen für erfolgreiche 4.000 Wochen. Dein Ego verschließt deinen Verstand und blockiert wohlwollende Perspektiven.
  4. Dein Ego täuscht dich: Dein Ego erschafft eine Traumwelt, in der du dich sicher und überlegen fühlst. In dieser Welt bist du der Star. Du bist der absolute Main Charakter. Leider hat diese Traumwelt selten etwas mit der Realität zu tun. Ganz im Gegenteil: In dieser Welt belügst du dich selbst. Du sabotierst deinen Fortschritt.

Und das wirklich fiese an einem mächtigen Ego?

Es weiß besser als jeder andere Mensch auf diesem Planeten, wie es dich täuschen kann. Immer und immer wieder.

Dafür nutzt dein Ego starke Waffen, die dich immer wieder von deinem Weg abbringen.

Diese Waffen schauen wir uns jetzt mal im Detail an.

Wie Emotionen deinem Ego Macht verleihen

Okay.

Du weißt jetzt, wie mein Ego mich damals auf die völlig falsche Fährte führte. Aber wie sieht es mit deinem Ego aus? Wie entfaltet dein Ego täglich einen Einfluss auf dein Verhalten und deine Entscheidungen?

Naja, du kannst dir das so vorstellen:

  • Das Ego kreiert Emotionen (Ich fühlte mich damals durch den verpatzten Übergang vor 1.000 Leuten gedemütigt. Mein Stolz ist angekratzt)
  • Unsere Emotionen begehen das Verbrechen (Aus Ärger und Frustration machte ich das Publikum, den Veranstalter und die Technik für den misslungenen Auftritt verantwortlich)
  • Unser Verstand vertuscht es (Ich rechtfertigte mich vor mir selbst, dass der schlechte Gig nicht meine Schuld war, und überzeuge mich, dass äußere Umstände das Problem waren, um mein Selbstbild zu schützen)

Das Ego spielt also eine zentrale Rolle in unserer emotionalen Wahrnehmung. Es beeinflusst, wie wir uns selbst sehen und wie wir auf äußere Reize reagieren.

The first principle is that you must not fool yourself—and you are the easiest person to fool. – Richard Feynman

Das Ego ist immer dann sofort zur Stelle, wenn es um unser Selbstbild und unseren Selbstwert geht

Alright, damit du dein Ego zukünftig besser ertappst, werfen wir mal einen Blick auf 6 wichtige Emotionen:

  • Stolz: Das Gefühl der Selbstzufriedenheit oder Überlegenheit, oft basierend auf persönlichen Errungenschaften oder Fähigkeiten.
  • Wut: Deine Reaktion auf Beleidigungen, Respektlosigkeit oder Bedrohungen des eigenen Selbstwertes.
  • Eifersucht: Das Bedürfnis, das zu besitzen oder zu erfahren, was jemand anderes hat, aus Angst, weniger wert zu sein.
  • Neid: Missgunst gegenüber den Erfolgen oder Besitztümern anderer, die das eigene Ego als Mangel empfindet.
  • Unsicherheit: Zweifel an den eigenen Fähigkeiten oder dem eigenen Wert, oft verborgen hinter einer Fassade von überhöhtem Selbstwertgefühl.
  • Scham: Ein tiefes Gefühl der Unzulänglichkeit oder Peinlichkeit, wenn das eigene Ego bloßgestellt oder kritisiert wird.

Diese Emotionen verwandeln sich im Alltag dann schnell in destruktive Gedankenmuster wie zum Beispiel Häme, Zynismus, Sarkasmus, Prokrastination oder Perfektionismus.

Wenn diese Gedankenmuster zu dominant werden, übernehmen sie die Kontrolle über deine 4.000 Wochen:

  • Deine Beziehungen werden beeinträchtig: Dein Umfeld fühlt sich möglicherweise nicht wertgeschätzt oder respektiert.
  • Du verpasst wertvolle Chancen: Deine Annahme, bereits alles zu wissen, verhindert persönliches Wachstum.
  • Stress und Unzufriedenheit: Der ständige Vergleich mit anderen und das Streben nach Perfektion führen zu innerer Unruhe.
  • Isolation: Übermäßiger Stolz kann dazu führen, dass du dich von anderen Menschen distanzierst.

Okay.

Wow, das war ganz schön viel Input.

Du weißt jetzt, wie dein Ego dich täglich manipuliert. Und du weißt auch, dass dein Bedürfnis nach Anerkennung deinem Ego extrem viel Macht verleiht.

Also?

Was tun?

Wie du dich dank 5 Fragen endlich von deinem Ego löst

Das Ding ist:

Anerkennung ist ein psychologisches Bedürfnis.

Wir alle streben nach Anerkennung.

Die Frage ist also nicht, ob wir sie brauchen, sondern von wem wir sie brauchen?

Wenn du eine ehrliche Antwort willst, frag mal dein 76-jähriges Ich.

Stell dir vor, dein 76-jähriges Ich lehnt jetzt locker im Türrahmen und lächelt dich an.

  1. Ist es stolz auf dich und dein Verhalten?
  2. Wie denkt es über deine täglichen Gedanken?
  3. Was denkt es über deine täglichen Tätigkeiten und Gewohnheiten?
  4. Nickt es dir wohlwollend zu, weil du gerade all dein Potential entfaltest?
  5. Teilt es klare Prinzipien und Werte mit dir, nach denen es seine 4.000 Wochen gestaltet hat?

Beantworte dir diese 5 Fragen jetzt mal radikal ehrlich.

Es ist völlig okay, wenn dein 76-jähriges Ich noch nicht ganz zufrieden auf dein aktuelles Leben blickt. Genau deswegen haben deine Augen ja wahrscheinlich gerade diese Zeilen erreicht.

Wenn du diese 5 Fragen immer wieder als Reality Check in deinen Alltag einbaust, wirst du deinem Ego Schritt für Schritt die Macht entziehen. Du wirst zukünftig ganz genau verstehen, wie dein Ego dich manipulieren möchte.

Bau diese Fragen also unbedingt in deinen täglichen, wöchentlichen oder monatlichen Journaling-Prozess ein, um dein Bewusstsein zu schärfen.

Und denk dran:

Wir sind nur ein Haufen merkwürdig aussehender Kreaturen, die sich selbst viel zu ernst nehmen und mit 107.826,05 km/h durchs Weltall ballern. Entspann dich. Atme. Keep going.

Peace.

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