Einsamkeit (und wie du mit ihr umgehst)

Self Mastery
·
August 5, 2024
·
von Jannik Voß

In 5 Minuten weißt du ganz genau, …

  • … wie sich der Unterschied zwischen „einsam“ und „allein“ anfühlt,
  • … wie du Einsamkeit einen neuen Rahmen gibst und
  • … 4 Leitplanken für gesunde Einsamkeit.

Nicht allein aber einsam an der Amalfiküste

Es riecht nach Sonnencreme, Meer und Urlaub.

Die Nachmittagssonne brutzelt auf meinen Schultern, während mein Blick über die atemberaubende Amalfiküste schweift.

Der eiskalte Aperol Spritz in meiner rechten Hand dient als Betäubungsmittel, während meine linke Hand sich schüchtern in der Hosentasche versteckt.

Die Promenade teile ich mir mit drei Weggefährten.

Man könnte meinen, wir leben das Leben, wie es gelebt werden will.

Man könnte meinen, dass die Welt schön ist.

Ja.

Das könnte man meinen.

Wir schlendern. Wir lachen. Wir unterhalten uns.

Aber irgendwas stimmt nicht.

  • Ich bin da – aber fühle mich, als wäre ich woanders.
  • Ich gehöre dazu aber fühle mich nicht zugehörig.
  • Ich bin anwesend aber fühle mich abwesend.

Ich bin nicht allein.

Aber ich fühle mich einsam.

Es ist, als würde ich zeitgleich zwischen zwei Dimensionen schlendern:

  1. Physisch: 30 Grad, Amalfiküste, Aperol Spritz und lachende Leute
  2. Mental: Ängste, Sorgen und Zweifel

Du fragst dich jetzt bestimmt, wo die Ängste, Sorgen und Zweifel (schon wieder) herkommen, oder?

Naja, sagen wir es mal so:

Einer der drei Weggefährten war ein Fremder in Form eines Freundesfreunds.

Grundsätzlich ist das natürlich unproblematisch, denn …

Fremde sind ja immer Freunde, die wir nur noch nicht kennen.

Beim Spaziergang an der Amalfiküste durfte ich lernen, dass auch diese Regel durch Ausnahmen bestätigt wird.

Denn leider merkte ich schon bei unserer ersten Begegnung am Flughafen, dass sich der Fremde durch meine Anwesenheit irgendwie gestört fühlte.

Er mutierte innerhalb eines Tages vom Fremden Freundesfreund zum Feind.

Meine Worte. Meine Witze. Meine Ideen.

Mein neuer Feind verurteilte alles.

Spott und Häme waren an der Tagesordnung.

24/7.

Darin war er richtig gut.

So gut, dass ich bereits an Tag zwei von sieben völlig erschöpft war.

Weil der konfliktscheue Vergangenheits-Jannik um jeden Preis Harmonie herstellen wollte.

Und der Preis war extrem hoch.

Um die äußere Harmonie herzustellen, bezahlte ich nämlich mit meinem inneren Frieden.

Ich unterdrückte meine Emotionen und verstärkte damit eine der schädlichsten überhaupt:

Einsamkeit.

Okay, warum erzähle ich dir von meinem Urlaub?

Naja, weil das der einsamste Urlaub war, den ich je hatte.

Und das Ding ist:

Dieser einsame Amalfi-Urlaub ist jetzt schon über eine Dekaden her.

Und trotzdem denke ich oft an ihn.

  • Weil sich dieses Erlebnis tief in mein Hirn eingebrannt hat.
  • Weil ich dieses nagende Gefühl der Einsamkeit immer wieder spüre.
  • Und weil ich glaube, dass es vielen Menschen ähnlich geht (laut der BARMER Krankenkasse gaben rund 42 Prozent der in Deutschland lebenden Menschen an, dass sie sich einsam fühlen).

Damals auf der Promenade war ich zwar nicht allein, aber einsam.

Und genau da zeigt sich dieser eine, wichtige Unterschied:

  • Allein ist man („Ich bin allein.“)
  • Einsam fühlt man sich („Ich fühle mich einsam.“)

Lass uns jetzt mal gemeinsam schauen, wie wir Einsamkeit aus einer neuen, wohlwollenden Perspektive betrachten können, okay?

Einsamkeit: Neuer Rahmen, neue Realität

Einsamkeit ist seltsam.

Es gibt Tage, an denen du dich verbunden fühlst. Du spürst diese zwischenmenschliche Nähe, die das Leben lebenswert macht.

An anderen Tagen fühlst du dich seltsam. Du denkst, dass da doch irgendetwas falsch sein muss. Mit dir. Mit deiner Persönlichkeit.

Du fühlst dich einsam.

Und du schämst dich vielleicht sogar dafür.

Deswegen schweigst du. Du schiebst das Gefühl weg.

Einsamkeit entfaltet nur dann seine schädliche Wirkung, wenn wir sie als Label wahrnehmen und uns immer wieder zuflüstern:

Ich bin einsam.

Wenn diese Kettenreaktion reinkickt, darfst du den mentalen Blinker setzen.

Du darfst deine Gedanken-Autobahn über eine wohlwollende Ausfahrt verlassen.

Diese Ausfahrt führt dich an einen ruhigen Ort.

Und diesen Ort der Ruhe brauchst du, um einen neuen inneren Dialog zu formen:

Ich fühle mich gerade einsam. Und das ist okay. Gefühle kommen und gehen.

Damit du sicher und schnell an deinem Ort der Ruhe ankommst, teile ich jetzt 4 mentale Leitplanken für gesunde Einsamkeit mit dir.

4 mentale Leitplanken für gesunde Einsamkeit

Durch einen gesunden Umgang mit Einsamkeit schaffst du neue Spielräume für dein Verhalten.

Du gibst dir eine Chance für positive Veränderungen.

Let’s go:

1) Natürliche Neugierde

Deine Neugierde offenbart dir verborgene Wege. Sie öffnet deinen Verstand für neue Erfahrungen.

Wenn du deiner natürlichen Neugierde folgst, sammelst du Beweise in der realen Welt. Durch diese Beweise aktivierst du deine mentale Aufwärtsspirale:

Je häufiger du deiner natürlichen Neugierde folgst, desto weniger Zeit widmest du dem Gefühl der Einsamkeit.

2) Intrinsisches Interesse

Achte im Alltag bewusst auf interessante Themen, Hobbies, oder Menschen. Folge deinen inneren Interessen. Sie führen dich zu tiefgründigen Erkenntnissen, Gesprächen und Beziehungen.

Ein netter Nebeneffekt:

Wer wahrhaftig interessiert ist, ist auch gleichzeitig interessant.

Je authentischer du dich für ein Thema begeisterst, desto einfacher wirst du neue Connections knüpfen.

3) Aktive Aktion

Meine beste Freundin hat mal was sehr spannendes zu mir gesagt:

Jannik, wir beide können super gut alleine sein. Das ist sowas, wie eine Superkraft. Aber wir müssen auch aufpassen, dass wir nicht zu sehr in unsere eigene Welt abtauchen. Dann kann es nämlich einsam werden.

Diese Beschreibung finde ich schön. Weil sie so passend ist.

Damit ich nicht zu sehr in meine eigene Welt abtauche, habe ich mir ein System gebaut.

Was nicht im Kalender steht, existiert nicht.

Ich plane meine Beziehungen also aktiv in meinem Kalender ein.

Klingt weird, ist aber effektiv.

Mein Inner Circle besteht aus 9 Menschen.

Menschen, die mich schon einen Großteil meiner 1.668 Wochen begleiten.

Menschen, die mir wirklich wichtig sind.

Und alles, was wichtig ist, steht in meinem Kalender.

Dementsprechend erinnert mich mein Kalender jeden Monat zu gewissen Zeiten daran, Kontakt mit diesen Menschen aufzunehmen (wenn das nicht sowieso auf natürliche Art und Weise passiert).

Mit diesem System stelle ich sicher, dass ich aktiv in die Aktion komme und mir hole, was ich brauche.

Denn mal ganz ehrlich:

Wie sollen wir denn bekommen, was wir wollen, wenn wir nicht danach fragen?

So ist es auch, wenn wir uns einsam fühlen.

Wenn du jetzt gerade an einen tollen Menschen denkst, schick ihm eine Sprachnotiz oder ruf ihn an (und plan dir dieses To-do aktiv in deinen Kalender ein).

Du fühlst dich weniger einsam. Dein Lieblingsmensch freut, von dir zu hören.

Klassische Win-win-Situation.

4) Selektive Stille

Digitaler Dunst vernebelt unsere Sinne.

Social Media ist wie ein Sushi Restaurant.

Statt Sushi servieren uns Instagram und Co. aber das Gefühl der Einsamkeit am laufenden Band.

Selektive Stille in Kombination mit achtsamer Atmung wirkt Wunder.

Gönn deinem Hirn häufiger Ruhe von der digitalen Dauerbeschallung und schaff mehr Platz für die wirklich wichtigen Dinge (z. B. neue Hobbies, Spaziergänge, Sport, you name it).

Du bekommst täglich 1.440 Minuten.

Gib jeder digitalen Minute einen Sinn. Wenn du keinen Sinn findest, investier deine Minute in sinnvollere Dinge.

Alright.

Das wars für heute.

Peace.

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