Risiken und Selbstständigkeit: Wie Bill Gates mich fast in die Pleite schickte

Lifestyle Business
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July 14, 2024
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von Jannik Voß

Es geht um Bill Gates, mein Unternehmen, knapp 10.000 Euro Lehrgeld und um Risiken in der Selbstständigkeit. Aber ganz langsam. Ich fange von vorne an.

Risiken und Selbstständigkeit: Was ist mir passiert?

Nach meinem Start in die Selbstständigkeit als Copywriter lief alles glatt.

Viele neue Kunden, interessante Aufträge und genügend Zeit für spannende Nebenprojekte.

Eines meiner Herz-Projekte: Buchempfehlungen von interessanten Persönlichkeiten auf einer Plattform zusammenführen.

Für die Entwicklung von meinem Affiliate Portal Bookmojo engagierte ich einen Web Developer via Fiverr. Die Website inklusive Content Management System kostete mich rund 2.500 Euro.

Zu Beginn lief alles super.

  • Der Freelancer war smart und schnell.
  • Das Konzept hat gepasst.
  • Das Geschäftsmodell war vielversprechend und interessant (Affiliate Marketing).

Nach dem Launch vergingen etwa drei Monate.

Dann bekam ich Post.

Es war ein winterlicher Tag im Februar. Als der Postbote den weißen Briefumschlag durch den Schlitz schob, war ich gerade in der Küche und hab das Mittagessen vorbereitet.

Der Absender?

Eine Anwaltskanzlei aus München.

Mein erster Gedanke: Shit.

Mein zweiter Gedanke: Oh. Shit.

Meine Gefühle: Panik, Existenzangst und Scham

Schon beim Öffnen des Umschlags legte sich eine Schnüre um meinen Hals.

Je mehr Inhalt meine Augen erfassten, desto enger zog sich diese Schnüre.

Panik machte sich breit. Ich überflog das Schreiben und wusste:

Diese Abmahnung könnte mich komplett aus der Bahn werfen.

Und das tat sie.

Als ich den geforderten Betrag im Schreiben gefunden hatte, machten sich verschiedene Gefühle breit.

Panik, Existenzangst, Scham.

Denn während meine Bratkartoffeln in der Pfanne anbrannten, realisierte ich, wie schwerwiegend diese Abmahnung sich auf meine Soloselbstständigkeit auswirken würde.

Aber was ist eigentlich passiert?

Der von mir engagierte Freelancer nutzte urheberrechtlich geschützte Bilder von Bill Gates. Nicht gerade smart – von mir. Denn das hätte ich checken müssen.

Die Forderung der Agentur aus New York?

Knapp 10.000 Euro.

Wow.

Meine Fehler: Blindes Vertrauen und die Fehleinschätzung der Risiken in der Selbstständigkeit

Was habe ich falsch gemacht?

Naja, der erste riesige Fehler war sicherlich, dass ich die Risiken einer Selbstständigkeit völlig unterschätzt habe.

Als Einzelunternehmer trägst du zu 100 % die Verantwortung für dein Schaffen – auch dann, wenn du mit Freelancern aus Ländern zusammenarbeitest, in denen Copyright keine große Rolle spielt.

Beim Outsourcing für Geo Arbitrage ist die sorgfältige Kontrolle der Arbeit das A und O.

Denn du haftest mit deinem gesamten Privatvermögen für die Fehler von anderen.

Ohne Sicherheitsnetz.

Die Lösung: Familie, Freunde und rechtliche Beratung

Drei wichtige Pfeiler haben mir durch diese schwierige Zeit begleitet:

  • Meine Schwester
  • Meine Freunde

Ohne meine Schwester hätte ich diese riesige Summe nicht auf einen Schlag begleichen können.

Ich bin ihr unfassbar dankbar, dass sie in dieser deprimierenden Zeit immer für mich da war.

Mein Anwalt hat die Forderung der Kanzlei aus München um mehr als 50 % reduziert.

Ganz nett. Meine Dankbarkeit hält sich hier aber in Grenzen – denn mal ganz ehrlich:

Anwälte, die sich auf Abmahnungen und deren Abwehr spezialisiert haben, sind Teil des Übels.

Kurz zum Vorgehen dieser Anwälte:

Abmahn-Anwalt 1x1: Die deutsche Geld-Druck-Maschine (völlig legal)

  • Nimm dir ein Crawling-Tool zur Hand und durchforste das gesamte Internet nach spezifisch ausgewählten Bildern.
  • Verfasse ein möglichst bedrohliches Anschreiben als Vorlage.
  • Schick monatlich Tausende von Abmahnungen in Höhe von 5.000 bis 10.000 Euro raus – völlig automatisiert.

Anyway.

Wenn du eine Abmahnung erhältst, such dir immer rechtlichen Beistand.

Ansonsten wird es im Zweifel noch teurer.

Okay.

Geld ist die eine Sache.

Gefühle und innere Stärke die andere.

Meine Freunde haben mich aus meinem Tief geholt. Immer und immer wieder. Ohne meine Schwester und die engsten Freunde an meiner Seite, hätte ich in dieser Situation nicht die nötige innere Stärke aufbringen können.

Warum?

Meine Motivation, Selbstwirksamkeit und Widerstandsfähigkeit waren für etwa 4 Monate so gut wie verschwunden.

Nicht mehr existent. Verschollen, wie Tom Hanks in Cast Away.

Ich habe alles hinterfragt.

  • Die Selbstständigkeit
  • Meine Fähigkeiten
  • Meine Zukunft

Nicht gerade angenehm. Und nicht wirklich einfach.

Mein Learning: Die Risiken der Selbstständigkeit besser einschätzen und Maßnahmen ergreifen

Fest steht, dass ich selbst Schuld bin.

Zu 100 %.

Da muss ich radikal ehrlich sein. Zu mir. Und zu Bill Gates.

Das Ding ist:

In der Soloselbstständigkeit gibt es nur einen Verantwortlichen.

Dich.

Was habe ich aus diesem Fiasko gelernt?

  • Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser: Ich muss beim Outsourcing extrem aufpassen, wie die abgelieferte Arbeit aussieht und ob der Freelancer urheberrechtlich geschütztes Material genutzt hat.
  • Fähigkeiten aneignen: Um in Zukunft einen riesigen Bogen um Copyright-Verletzungen zu machen, habe ich mir grundsätzliches Know-how im Design-Tool Figma angeeignet. So bin ich unabhängiger und kann meine eigenen Grafiken erstellen.
  • Innere Stärke aktiv aufbauen: Mit Rückschlägen umgehen ist eine Kunst. Ich habe kein natürliches Talent dafür. Daher muss ich mir Techniken aneignen, um Misserfolge besser wegzustecken und die eigene innere Stärke aktiv aufzubauen. Stoizismus und die Bücher von Ryan Holiday hat sich hier als gute Möglichkeit erwiesen.

Wird mich so eine Situation nie wieder aus den Latschen hauen?

Habe ich genügend innere Stärke und Widerstandsfähigkeit (Resilienz) aufgebaut?

Keine Ahnung.

Was ich gelernt habe:

Aus Niederlagen gestärkt hervorgehen ist nur durch Self Mastery und mit der Unterstützung von Freunden und Familie möglich.

Warum?

Naja, Selbstständigkeit und Privatleben sind extrem eng miteinander verknüpft – Risiken in der Selbstständigkeit wirken sich also direkt auf alle anderen Lebensbereiche aus.

Keep going.

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