Interessante Frage, oder? Fest steht, dass uns eine begrenzte Zeit auf diesem Planeten bleibt. Um genau zu sein, etwa 4.000 Wochen. Da wäre es doch schade, wenn das Leben nur aus arbeiten und schlafen besteht.
Es gibt ein großes und doch ganz alltägliches Geheimnis. Alle Menschen haben daran teil, jeder kennt es, aber die wenigsten denken je darüber nach. Die meisten Leute nehmen es einfach so hin und wundern sich kein bisschen darüber. Dieses Geheimnis ist die Zeit. – Aus Momo von Michael Ende
Das 21. Jahrhundert ist laut, schnell und grell. Wir eilen von A nach B und arbeiten, um Geld zu verdienen. Am Freitag graut es uns vor Montag. Und Montag sehnen wir uns Freitag herbei. So vergehen Wochen. So vergehen Monate. So vergehen Jahre. So vergeht unsere Zeit.
Um sechs Uhr klingelt der Wecker. Wir müssen die Bahn um sieben erwischen. Sonst wird es eng. Sonst wird es stressig. Also noch schnell das Frühstück machen und ab in die stickige U-Bahn.
Es riecht. Nach menschlichem Atem. Und nach abgestandener Luft, die sich durch den Dunst von Kaugummi, Kippen und Kotze auszeichnet. Es riecht so, wie jeden Montag.
Wir sehen trübe Gesichter. Getüncht ins kalte Licht der Smartphones, auf denen unsere Mitfahrenden sehnsüchtig Ablenkung von der Eintönigkeit suchen. Täglich grüßt das Arbeitstier.
Die immergleiche, monotone Stimme reißt uns für einen kurzen Moment aus unserer ganz eigenen Monotonie. Wir kennen diese U-Bahn-Station.
Wir müssen aussteigen.
Wir müssen raus. Rein ins Büro. Rein den Arbeitsalltag. Das Leben ist schon lange langweilig geworden. Aber wir müssen Geld verdienen, damit wir… naja, weiterleben.
Leidenschaftlich nach etwas streben? Das machen andere. Nicht wir. Wir gehen jetzt zur Arbeit. Von 9 bis 5. Und wir hoffen, dass die Zeit an diesem tristen Montag schnell vergeht. Wir hoffen, dass eine unserer 4.000 Wochen auf dieser Erde sich schnell in Luft auflöst. Damit wir zwei Tage frei sind.
It's boring, it's boring
It might put you to sleep
It's the same old routine, repeating week after week
And you work harder, work harder
You're told that you must
And you must earn a living
And you must earn a crust
– Reverend & The Makers
Der Deal, den wir eingehen? Fünf Tage Arbeit, zwei Tage Erfüllung. Ist das smart? Nö. Machen wir es trotzdem? Ja. Warum?
„How in the hell could a man enjoy being awakened at 8:30 a.m. by an alarm clock, leap out of bed, dress, force-feed, shit, piss, brush teeth and hair, and fight traffic to get to a place where essentially you made lots of money for somebody else and were asked to be grateful for the opportunity to do so?“ – Charles Bukowski
Ein Blick in den Duden schafft Klarheit: Mühe, Anstrengung, Plage. So denken wir über Arbeit. Arbeit muss wehtun. Arbeit muss nerven. Wenn wir im Chor „Ich hasse arbeiten“ singen, dreht sich niemand verwirrt um. Denn Arbeit ist mühsam, anstrengend und eine wahre Plage.
Aber ist das in unserer heutigen Zeit wirklich noch so? Oder gibt es Hoffnung? Gibt es einen Trendwechsel? Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales hat im Rahmen einer Studie nachgeforscht. Und siehe da?
Wenn das so ist, warum steigen wir dann morgen wieder in die stickige U-Bahn, um ins graue Office zu fahren? Weil wir keine Ahnung haben. Wir wissen nicht, wie wir arbeiten um das Leben zu genießen. Wir haben das nie gelernt. Nicht in der Schule. Und nicht in der Uni. Nirgendwo.
Was wir gelernt haben?
Streng dich an, finde einen sicheren 9 to 5 Job, genieß deine Festanstellung und verdien Geld, um deine Miete und Steuern zu bezahlen. Mach das beste aus deinem zweitägigen Wochenende und genieß deine 20 Tage bezahlten Urlaub im Jahr.
Was wir im 21. Jahrhundert neu lernen müssen?
Geld und die vermeintliche Sicherheit sind nicht alles im Leben. Das Leben ist zu kurz um normal zu sein. Leidenschaftlich nach etwas streben ist nicht albern. Es ist das neue normal. Denn in Zukunft wird anstrengende, monotone Arbeit von Maschinen erledigt.
Der Megatrend New Work sorgt dafür, dass die klassische Karriere ausgedient hat. Die Sinnfrage rückt in den Fokus.
Noch immer werben viele Unternehmen mit einer guten „Work-Life-Balance“. Gleichzeitig legen sie in ihren Verträgen dann trotzdem Mindest- sowie Kernarbeitszeiten fest. Das ist nicht zeitgemäß. Wenn du mich fragen würdest, wie viel ich pro Woche arbeite, bekämst du folgende Antwort:
Irgendwas zwischen 10 und 100 Stunden.
Warum ist die Antwort so diffus?
Naja. Meine Arbeit ist gleichzeitig mein Hobby. Meine Leidenschaft. Mein Ding. Work-Life-Blending ist hier das Stichwort.
Wo die Grenze zwischen Arbeits- und Privatleben verschwindet, können persönliche Bedürfnisse im Tagesverlauf besser berücksichtigt werden. Das schafft nicht nur Entspannung und mehr Lebensqualität, sondern steigert auch die Freude an der Arbeit. – Zukunftsinstitut
Also?
Wir waren alle mal Jäger und Sammler. Jeder hat sein eigenes Süppchen gekocht. Mit dem Beginn der Landwirtschaft kamen dann die ersten Hierarchien ins Spiel. Die Dinge wurden organisierter. Und dann kam der Overkill – in Form der industriellen Revolution.
Hier wurde klar: Nicht jeder hat die Kohle, um eine eigene Fabrik zu bauen. Es gab also eine strikte Trennung in zwei Gruppen: Unternehmer und Arbeiter. Die eine Gruppe bestimmt über das Leben der anderen. Bis heute führen viele Menschen ein Leben, um zu arbeiten.
Aber keine Panik. Es gibt gute News:
Das Internet öffnet uns die Tür zu einem selbstbestimmten, ortsunabhängigen Leben. Ein Leben, in dem wir unser eigenes Ding durchziehen können. Natürlich müssen wir weiterhin arbeiten. Vielleicht sogar härter als vorher. Aber wir arbeiten an einem Projekt. Einem Projekt, dass sich Leben nennt.
Berufliche Neuorientierung ist heute völlig normal. Nebenberufliche Selbstständigkeit ist völlig normal. Remote Work ist völlig normal. Online arbeiten und reisen ist völlig normal.
Die meisten Menschen haben das nur noch auf dem Schirm. Weil sie zu beschäftigt mit der Arbeit sind. Und weil sie noch immer blind gesellschaftlichen Konventionen folgen. Ohne sie zu hinterfragen.
Wie du siehst, hast du die Wahl. Zwischen Eintönigkeit und Erlebnissen. Du hast die Wahl, ob du deine 4.000 Wochen erlebst oder verlebst. Ob Geo Arbitrage, New Work oder ein Leben auf Bali.
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